Hell und Sajnovics

Maximilian Hell in angeblich saamischem (?) Gewand in Vardø 1769. (Künstler unbekannt, möglicherweise W. Pohl aus Wien. Quelle: Wikimedia Commons)

Im 17. und 18. Jahrhundert fragten sich schon viele europäische Gelehrte, ob die rätselhafte und von allen ihren Nachbarsprachen so deutlich abweichende ungarische Sprache doch irgendetwas mit den ebenso rätselhaften Sprachen des Hohen Nordens zu tun haben könnte. Schon in den 1660er Jahren hatte der gelehrte Hamburger Arzt Martin(us) Fogel(ius) die Strukturen der finnischen und ungarischen Sprache systematisch verglichen. Leider blieb seine Studie im Archiv des Auftraggebers in Florenz und wurde erst im späten 19. Jahrhundert wiederentdeckt.

Im Jahre 1769 lud der König von Dänemark und Norwegen Astronomen aus Europa nach Vardø an der Barentsseeküste ein, den Venusdurchgang zu beobachten. Unter diesen Forschern war auch Maximilian Hell (1720–1792), seit 1756 Direktor der Wiener Sternwarte. Hell stammte selbst aus dem alten Königreich Ungarn (seine Geburtsstadt Schemnitz/Selmecbánya/Banská Štiavnica liegt in der heutigen Slowakei) und kannte die damals aktuellen Debatten über die Herkunft der ungarischen Sprache. Er wurde begleitet von seinem ungarischen Kollegen János Sajnovics, welchen er ermutigte, neben seiner astronomischen Forschungsarbeit auch die saamische Sprache zu studieren und sie mit dem Ungarischen zu vergleichen.  

Sajnovics veröffentlichte seine Forschungsergebnisse unter dem Titel Demonstratio idioma Ungarorum et Lapponum idem esse im Jahre 1770. Der Rest ist Geschichte.